Stuttgarter Nachrichten vom 3. Juli 2017

Zwischen Leben und Tod

Premiere:

 

Das Theater Südlage

zeigt

„Das Hotel zu den zwei Welten“

Im „Hotel zu den zwei Welten“ möchte man nicht zu Gast sein, denn dort hausen alle in einem imaginären Raum zwischen Leben und Tod. In Wirklichkeit liegen sie auf einer Intensivstation, teilweise im Koma.

 

In jenem unheimlichen Hotel aber warten sie als Pseudo-Gesunde darauf, zu einem Fahrstuhl geführt zu werden, der sie entweder in den normalen Alltag zurück oder ins Jenseits befördert.

 

Ein Engel und eine Ärztin als „Fährmann des Schicksals“ begleiten die Menschen aus dem schaurigen Warteraum zu diesem Fahrstuhl. „Das Hotel zu den zwei Welten“ heißt das Stück von Eric-Emmanuel Schmitt, das die 2015 gegründete Stuttgarter Schauspieltruppe Theater Südlage jetzt im Theater am Olgaeck zeigte.

 

Sechs möglicherweise Todgeweihte lässt Schmitt aufeinander los, und da ergeben sich aufregende Diskussionen über Leben und Tod.

 

Vor allem aber stellen die unglückseligen Wartenden ihr bisher gelebtes Leben radikal auf den Prüfstand. Versteht sich, dass auch darüber gegrübelt wird, was eigentlich nach dem Tod ist oder nicht ist. Allerlei Lebensweisheiten springen dabei heraus, zwei verlieben sich ineinander und würden im Fahrstuhl gerne in dieselbe Richtung fahren, sei es nun auf die Erde zurück oder gen Himmel.

 

Schmitt hat ein kluges Stück geschrieben, und das Wunderbare daran ist, dass es trotz der düsteren Thematik leicht und sogar amüsant geraten ist.

 

Die Truppe Theater Südlage, vier Frauen und drei Männer, üben die Schauspielerei neben ihren Berufen aus. In der Inszenierung von Werner Jauch verkörpern sie die bizarre Wartegruppe sehr respektabel. (C.B.)